Behandlung von Zwangsstörungen in der Klinik Menterschwaige
Definition, Diagnose und Behandlung von Zwangsstörungen
Jede*r von uns hat seine speziellen Angewohnheiten. Während der eine immer genau drei Pumpstöße Seife zum Händewaschen nutzt, hat die andere eine spezifische Ordnung im Kühlschrank. Wieder andere rütteln noch einmal an der abgeschlossenen Tür und einige berühren ihren Ring, um Glück zu erfahren.
Solche Verhaltensweisen geben uns ein Gefühl der Sicherheit. Genau deshalb üben wir sie immer wieder auf dieselbe Weise aus. Sie sind uns also dienlich und schränken uns nicht in unserem Leben ein.
Unter gewissen Umständen können sich unsere kleinen Rituale jedoch zu etwas entwickeln, das uns zunehmend einschränkt. Die Handlungen treten in den Vorder- und das eigentliche Leben in den Hintergrund. Zwänge drängen sich förmlich auf. Der Versuch, sie zu unterdrücken, bleibt in den meisten Fällen erfolglos. Was einem einst ein Gefühl der Sicherheit gab, wird nun zur Qual – eine Zwangsstörung hat sich entwickelt.
„Ich weiß, dass es unsinnig ist, aber ich muss es einfach immer wieder tun“: Die Zwänge erfüllen keinen unmittelbaren Zweck, werden aber oft als vorbeugende Maßnahme gegen schlimme Ereignisse erlebt. So etwa die wiederholte Kontrolle des Herdes, um einen Wohnungsbrand zu verhindern. Oder der Gedanke, die Tür auf eine bestimmte Weise schließen zu müssen, um die Familie vor Unheil zu beschützen.
Die Zwangshandlungen oder -gedanken werden von Betroffenen als unangenehm und aufdringlich wahrgenommen. Deshalb versuchen sie, dagegen vorzugehen. Doch durch den Unterdrückungsversuch verstärken sich die Angstgefühle – und der Zwang wird noch drängender als zuvor. So weiten sich die Verhaltens- und Denkweisen aus, bis die Rituale und Gedanken ganze Stunden in Anspruch nehmen können. Ein normales Leben wird dann nahezu unmöglich.
Solche Zwangsstörungen – früher auch Zwangsneurose genannt – sind ernst zu nehmende psychische Erkrankungen, die ohne Hilfe nur in seltensten Fällen überwunden werden. Mit einer professionellen Behandlung von Zwangsstörungen können die Symptome jedoch gelindert und die Zwänge reduziert werden.
Die ersten Anzeichen einer Zwangsstörung zeigen sich oft schon in der Kindheit, Jugend oder frühen Adoleszenz. Menschen über 50 entwickeln nur noch selten eine Zwangserkrankung.
Jedoch werden die Anzeichen häufig erst spät erkannt oder ernst genommen, sodass oft Jahre vergehen, bis ein Mensch mit einer Zwangsstörung behandelt wird. Teilweise ist auch die Scham zu hoch, sich mit den Zwängen zu zeigen.
Als Fachklinik mit 45-jähriger Erfahrung bieten wir jeder Patient*in ein individuelles Therapieangebot, um ihre Zwangsstörung zu behandeln. In geschützter Umgebung und mit professioneller Hilfe gelingt Ihnen so ein Weg aus dem zwanghaften hinein in ein selbstbestimmtes Leben.
F42.0: Zwangsstörungen
Für Zwangsstörungen werden auf Krankschreibungen und Überweisungen die Codes F42.0 bis F42.9 genutzt.
Wenn Sie Fragen zu Ihrer (möglichen) Diagnose haben oder Ihre Diagnose abklären möchten, wenden Sie sich bitte an unsere Institutsambulanz und vereinbaren telefonisch ein unverbindliches Beratungsgespräch unter 089-64272324.

Zwangsstörungen:
Symptome und Anzeichen
Das zentrale Symptom der Zwangsstörung ist für Betroffene sehr leidvoll: Die ständige Wiederholung der zwanghaften Gedanken oder Handlungen. Der Angst, „Etwas Schlimmes könnte passieren“, begegnen sie mit Zwangsgedanken und Zwangshandlungen, die die Bedrohung abwenden sollen. Je nach Ausprägung werden die Prozesse immer wieder penibel wiederholt, sodass sich mitunter stundenlange Rituale oder Gedankenabläufe entwickeln.
Wird einer der Vorgänge unterbrochen – etwa weil das Telefon klingelt – muss die Zwangshandlung neu begonnen werden. Das steigert den Druck, wodurch die Zwänge stärker werden. Zumeist sind die Betroffenen sich darüber im Klaren, dass ihre Zwangshandlungen keine Lösung sind. Trotzdem ist es ihnen nicht möglich, diese zu unterbrechen.
Die Symptome hindern die Betroffenen in manchen Fällen daran, aus dem Haus zu gehen. Potenziell gefährliche Situationen werden gemieden. Entsprechend sinkt ihre soziale Interaktion und auch Fehlzeiten auf der Arbeit können steigen. Treffen mit Familie und Freunden werden abgesagt oder so geplant, dass die Zwangshandlungen heimlich durchgeführt werden können.
Fallen die Symptome trotz der Geheimhaltungsversuche auf, sind es leider manchmal die Angehörigen selbst, die die Erkrankung verschlimmern. Häufig zeigen sie wenig Verständnis oder fühlen sich hilflos und raten dazu, die Handlungen „einfach sein zu lassen“. Dadurch können die psychische Belastung, die soziale Isolation und das Zwangsverhalten weiter ansteigen.
Die Zwangsstörung äußert sich in Zwangsgedanken, Zwangshandlungen oder in einer gemischten Form. Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen der psychischen Störung, die unterschiedliche Zwangssymptome aufweisen.
Kontrollzwang: „Es könnte etwas Schlimmes passieren.“
Besonders verbreitet ist der Kontrollzwang, bei dem bestimmte Gegenstände immer wieder kontrolliert werden. Häufig sind es Kontrollen von elektronischen Geräten wie Herd oder Backofen sowie von Fenstern oder Türen. Dabei entwickeln sich besondere Kontrollprozesse, die teils mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Erst nach den unzähligen Kontrollen kann das Haus verlassen werden.
Waschzwang: „Ich könnte mich anstecken.“
Der Waschzwang kreist häufig um eine starke Angst vor Krankheitserregern oder giftigen Substanzen. Um sich vor diesen zu schützen, werden umfangreiche und penible Waschrituale durchgeführt. Durch die übermäßige Hygiene leiden Betroffene häufig unter starken Hautirritationen, die sehr schmerzhaft werden können. Situationen, die Menschenkontakt erfordern, werden zunehmend gemieden.
Ordnungszwang: „Ich könnte den Überblick verlieren.“
Beim Ordnungszwang gibt es eine bestimmte Ordnung oder Reihenfolge, die in vielen Bereichen eingehalten werden muss. So werden Bücherregale, Kleiderschränke und anderes häusliches Inventar teils stundenlang neu sortiert oder kontrolliert. Andere Menschen können zunehmend als störend und bedrohlich für die eigene Ordnung erlebt und entsprechend gemieden werden.
Sammelzwang: „Ich könnte das noch mal gebrauchen.“
Beim Sammelzwang – auch als Messie-Syndrom oder zwanghaftes Horten bekannt – werden verschiedenste Gegenstände aufbewahrt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um Sammlerstücke, sondern um alltägliche Dinge bis hin zu Sperr- und Hausmüll. Betroffene schreiben diesen Objekten noch sinnvolle Eigenschaften zu, weshalb sie nicht weggeschmissen werden sollten. Es erscheint den Betroffenen unmöglich, sich von etwas zu trennen. Der Wohnraum kann entsprechend überfüllt bis vermüllt werden. Aus Schamgefühl werden häufig keine anderen Menschen mehr in die Wohnung gelassen.
Weitere Ausprägungen
Es gibt vielfältige weitere Ausprägungen der Zwangsstörungen. Darunter etwa das Abhalten von magischen Ritualen, um Unglück abzuwenden, oder den Zwang, die eigenen Schritte zählen zu müssen. Auch ein bestimmtes Wiederholungs- und Vermeidungsverhalten kann zwanghaft werden, zum Beispiel das Vermeiden, auf Fugen zu treten.
Quälen auch Sie aufdringliche Gedanken?
Mithilfe einer Therapie können Sie Ihr zwanghaftes Verhalten und die damit verbundenen unangenehmen Gefühle überwinden. In der Klinik Menterschwaige bieten wir Ihnen professionelle Hilfe und einen geschützten Raum zur Genesung.

Zwangsstörungen:
Ursachen und Erfolgsaussichten
Die Ursachen für Zwangsstörungen können vielfältig sein. Häufig waren Betroffene in ihrer Kindheit Stressoren ausgesetzt. Das können Ängste, Verlusterfahrungen oder auch psychisch belastete Bindungspersonen sein.
Wenn schon die Eltern als zwanghaft, ängstlich oder kontrollierend erlebt wurden, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass ein Heranwachsender selbst zwanghafte Züge oder eine Zwangsproblematik entwickelt. Aufgrund der Tendenz, dass es bei entsprechend vorbelasteten Eltern vermehrt Zwangsstörungen bei den Nachkommen gibt, werden auch genetische Faktoren angenommen.
Individuelles Therapieangebot
Bei der Behandlung von Zwangserkrankungen gehen wir individuell auf Sie und Ihre Bedürfnisse ein. Denn nur mit einem auf Sie zugeschnittenen Behandlungsplan erreichen wir unser gemeinsames Ziel: Ihre Genesung.

Zwangsstörungen:
Therapie in der Klinik Menterschwaige
Bei Zwangsgedanken oder -handlungen, die bereits mehr als eine Stunde täglich auftreten, sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Mit der Unterstützung von Therapeuten kann es Ihnen gelingen, Ihre Lebensqualität Schritt für Schritt zurückzugewinnen.
In der Therapie von Zwangsstörungen geht es darum, die tieferen Ursachen der Symptome besser zu verstehen, die Ängste schrittweise zu überwinden und die Symptome systematisch zu minimieren.
Die Behandlung von Zwangsstörungen erfolgt in der Klinik Menterschwaige immer mit einem individuell auf Sie zugeschnittenen Therapieplan. Wir gehen auf Ihre persönlichen zwanghaften Gedanken ein, erforschen deren Ursprünge und helfen Ihnen dabei, sich von ihnen zu lösen. In der Zwangsstörung-Behandlung kommen verschiedene Behandlungsmethoden zum Einsatz, auf die wir im Folgenden gerne genauer eingehen.
Medikation bei Zwangsstörungen
In der Behandlung von Zwangsstörungen werden ausgewählte SSRI – selektive Serotoninwiederaufnahmehemmer – und das trizyklische Antidepressivum Clomipramin eingesetzt. Diese kommen jedoch nur in Verbindung mit einer psychotherapeutischen Behandlung zum Einsatz.
Diese Präparate helfen dabei, die innere Anspannung zu senken, wodurch Sie wieder klarer denken und aktiver an den Therapien teilnehmen können. Als Folge minimieren sich Ihre Zwangsgedanken und -handlungen. Durch die neu gewonnene innere Ruhe können Sie sich besser auf Ihre Behandlung konzentrieren.
Wir nutzen Psychopharmaka lediglich nach vorheriger Risiko-Nutzen-Aufklärung und mit Ihrem Einverständnis. Grundlegend handeln wir nach dem Grundsatz „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“. Dabei setzen wir auf nebenwirkungsarme Heilmittel sowie pflanzliche Wirkstoffe.
Ein Absetzen der Medikamente kann nach erfolgreich abgeschlossener Therapie erfolgen. Dies sollte immer mit einem behandelnden Psychiater besprochen und abgestimmt werden.
Einzeltherapie bei Zwangsstörungen
In der Einzeltherapie erhalten Sie die Möglichkeit, offen von Ihren Problemen und Ängsten zu berichten. Der Therapeut oder die Therapeutin geht individuell auf Sie und Ihre Bedürfnisse ein. So entsteht eine vertrauensvolle Bindung, auf deren Grundlage Sie gemeinsam an der Lösung Ihrer Zwangsstörung arbeiten können.
Zu Beginn der Behandlung werden Sie viel über sich und Ihre Erkrankung reflektieren: Wann sind die Zwänge entstanden, wie sehen sie aus und welche Ursachen gab es womöglich? Mit diesem Wissen gewappnet, können Sie Verständnis für sich und Ihre Situation entwickeln.
Sie erarbeiten also ein Verständnis für die mögliche Entstehungsgeschichte Ihrer Problematik. Zeitgleich erkennen Sie so Ihre eigenen Denk- und Verhaltensmuster, die zur Aufrechterhaltung Ihrer Symptome beitragen. Gemeinsam werden Möglichkeiten erarbeitet, die bisher stark belastenden Spannungen und Ängste anders einzuordnen, zu verstehen und effektivere Wege zu finden, damit umzugehen.
Im Verlauf der Therapie können Sie auch motiviert werden, sich mit Ihren Zwängen zu konfrontieren. Dabei versuchen Sie, auf die Zwangsgedanken und –handlungen zu verzichten bzw. diese zu reduzieren. Die dabei aufkommenden Ängste können Sie mit Ihren Therapeut*innen bearbeiten.
Gruppentherapie bei Zwangsstörungen
In der Gruppentherapie erhalten Sie die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Im sozialen Gefüge treten gelernte Verhaltensmuster zutage, die anschließend gemeinsam besprochen werden: Sind diese Verhaltensweisen effektiv oder sinnvoll? Wo kommen sie her? Und welches Verhalten wäre hilfreicher?
So entstehen neue Sichtweisen auf die eigene Problematik, ein vertieftes Selbstverständnis und auch neue Handlungsmöglichkeiten, die Ihnen dabei helfen können, besser mit Ihrer Erkrankung umzugehen. Zudem bekommen Sie in diesem Rahmen die Möglichkeit, bereits gelernte Methoden anzuwenden und auszutesten.
Durch den Kontakt zu den anderen Teilnehmenden erhalten Sie Zuspruch, neue Blickwinkel und viel Verständnis. Das ausgeprägte Gruppengefühl kann Ihnen darüber hinaus dabei helfen, wieder mehr Selbstbewusstsein zu erlangen.
Milieutherapie bei Zwangsstörungen
Eine weitere Form der Gruppentherapie ist die sogenannte Milieutherapie. Jede Patientin und jeder Patient ist einer Milieugruppe zugehörig – einer zeitlich begrenzten therapeutischen Gemeinschaft. In dieser wird gemeinschaftlich gegessen, kommuniziert und gearbeitet.
„Arbeit“ impliziert in diesem Kontext das „In-Handlung-Treten“, die sinnhafte Beschäftigung und das Ausleben der eigenen Interessen, Kompetenzen und Entwicklungspotenziale. Hierfür wählt jede Gruppe ein gemeinschaftliches Projekt mit künstlerisch-handwerklichem Anteil.
Bei Menschen mit Zwangsstörungen treten Kreativität und Produktivität häufig in den Hintergrund. Jedoch stellen sie einen essenziellen Ansatzpunkt dar, um sich das Leben wiederzuerobern und nach den eigenen Vorstellungen zu gestalten. Die Auseinandersetzung mit dem Eigenen und dem Fremden birgt viel Lebendigkeit und Potenzial – und bietet Raum, die eigene Autonomie zurückzugewinnen.
Weiterführendes Therapieangebot bei Zwangsstörungen
Zusätzlich zum psychotherapeutischen Angebot profitieren Sie in der Klinik Menterschwaige von einer Reihe von weiterführenden Therapieformen. Diese setzen ihren Fokus auf Bewegung und Kreativität. Damit bieten sie Ihnen die Möglichkeit, Ihren Gefühlen auf andere Art und Weise Ausdruck zu verleihen.
Zu unserer Therapie bei Zwangsstörungen zählen daher auch Angebote aus den folgenden Bereichen:
- Bewegungs- und Körpertherapie
- Fertigkeitentraining
- Kunst- und Musiktherapie
- Pferdegestützte Therapie
- Psychoedukation
- Tanz- und Theatertherapie
- Therapeutisches Boxen

FAQs
Habe ich eine Zwangsstörung?
Ob Sie Anzeichen einer Zwangsstörung zeigen, ist ohne ausführliche Diagnostik nicht zu beantworten. Wenn Sie das Gefühl haben, dass Ihre Zwangshandlungen vermehrt auftreten oder Ihren Alltag behindern, sollten Sie Rücksprache mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin halten.
Kann man bei Zwangsstörungen Medikamente nehmen?
Bei Zwangsstörungen kommen sogenannte selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zum Einsatz. Diese Psychopharmaka können dabei helfen, den inneren Druck zu senken, wodurch die Zwangshandlungen minimiert werden. Grundlegend kommen diese Medikamente aber lediglich begleitend zur Psychotherapie zum Einsatz.
Was sind Symptome von Zwangsstörungen?
Das Hauptsymptom von Zwangsstörungen ist, dass die Betroffenen zwanghafte Handlungen ausüben. Das können bestimmte Verhaltensweisen sein – etwa das Kontrollieren des Backofens – oder zwanghafte Gedanken – z. B. das Zählen von Schritten. Die Zwänge können sehr individuell sein und sind meist mit zeitaufwendigen Ritualen verbunden.
Welchen Ansatz verfolgt die Klinik Menterschwaige bei der Behandlung von Zwangsstörungen?
Wir verfolgen einen tiefenpsychologischen Ansatz, der davon ausgeht, dass das gegenwärtige Erleben unbewusst von frühen zwischenmenschlichen Erfahrungen geprägt und beeinflusst wird. Durch intensive therapeutische Bemühungen können diese verinnerlichten Erlebnisse behutsam ins Bewusstsein gerufen werden. Dieser Prozess ermöglicht es den Betroffenen, ihr eigenes Empfinden und Handeln besser nachvollziehen zu können. Darüber hinaus können die Selbstakzeptanz gesteigert und neue Möglichkeiten des Erlebens erarbeitet werden.