Was bedeutet Milieutherapie?
In der Milieugruppe bilden Patienten und Therapeuten eine therapeutische Gemeinschaft, bei der jeder Patient entsprechend seinen Fähigkeiten an der Gestaltung des täglichen Lebens in Arbeit und freier Zeit mitwirkt. Dazu gehören die gemeinsamen Mahlzeiten, die Gestaltung des Klinikalltags und der freien Zeit. Einen zentralen Platz in der Milieutherapie nimmt das gemeinsame Projekt ein: es soll den Patienten die Möglichkeit geben, ihre Kontaktfähigkeit über das gemeinsame Tun zu verbessern, ihre handwerklichen, künstlerischen und geistigen Fähigkeiten einzubringen bzw. zu entwickeln. Die Gruppe entscheidet sich gemeinsam für ein Projekt das einen Sinn haben soll. Häufig symbolisiert das jeweilige Projekt die unbewussten Wünsche und Bedürfnisse, die die Gruppe derzeit beschäftigen.
Projekte können sein: z.B. die Gestaltung einer Bank im Stil von Gaudi, das Herstellen von Skulpturen, den Bau eines Sommerpavillons. In der Milieutherapie geht es zentral darum über das gemeinsame Tun wieder im Kontakt mit anderen zu kommen und die gesunden Bereiche bei jedem zu stärken.
Was ist eine Einzelpsychotherapie?
Der Therapieplan eines jeden Patienten sieht ein bis zweimal wöchentlich eine Einzelpsychotherapie vor. Die Sitzungen dauern in der Regel 30 bis 50 Minuten, können in Krisensituationen auch häufiger oder länger stattfinden. Wir bieten unterstützende, tiefenpsychologisch fundierte oder analytische Einzelgespräche an. Der jeweilige Einzeltherapeut ist für die Koordination und Kontrolle der gesamten Behandlung verantwortlich.
Welche Bedeutung hat die Gruppenpsychotherapie?
Im Mittelpunkt der Gruppensitzungen stehen die Themen, mit denen sich die Teilnehmer gerade beschäftigen. Ein Thema ist nicht vorgegeben, vielmehr bringen die Gruppenteilnehmer ihre Anliegen in der Gruppe vor und erhalten eine Rückmeldung. Erfahrungen und Erlebnisse können hier offene angesprochen werden. Durch die direkte Rückmeldung in der Gruppe können Probleme unter verschiedenen Gesichtspunkten reflektiert und zudem Lösungswege erarbeitet werden. Differenzierung zwischen Vergangenheitserlebnissen und das Erleben im Hier und Jetzt findet statt.
Was ist eine Großgruppe?
Die Großgruppe findet einmal in der Woche für etwa zwei Stunden statt. Im Rahmen der Großgruppe werden gemeinsam Anregungen oder Verbesserungen besprochen, neue Patienten begrüßt, Geburtstage gefeiert oder Patienten wieder nach Hause verabschiedet. Auch für allgemeine, die Klinik betreffende Probleme aber auch bewusste und unbewusste Konflikte und Schwierigkeiten der Patienten untereinander oder mit den Therapeuten ist die Großgruppe das richtige Forum. Sie findet einmal wöchentlich statt und dauert ca. zwei Stunden.
Wie lange dauert die Behandlung?
Die Behandlungsdauer richtet sich nach der Art der Erkrankung und dem Behandlungsverlauf. Üblicherweise werden in zweiwöchiger Staffelung 4-12 wöchige Therapieaufenthalte empfohlen. Bei bestimmten Krankheitsbildern kann auch eine längere Behandlungsdauer angesetzt werden. Die Aufenthaltsdauer wird individuell mit Ihnen abgestimmt.
In der Klinik Menterschwaige bieten wir folgende Therapieformen an:
- Krisenintervention in akuten psychischen Krisen(bis 21 Tage)
- Kurzzeittherapie zur Bearbeitung eines spezifischen Problemkreises(6 Wochen)
- Längere intensive Akuttherapie (Standardtherapie)(über 6 Wochen hinaus)
Krisenintervention
Bis zu drei Wochen bieten wir eine Intervention in akuten psychischen Krisen an. Prinzipiell bietet die Krise eine Chance zur Neuorientierung und Veränderung und zur Arbeit an der eigenen Persönlichkeit.
Ziele der Krisenintervention: Die Bewältigung der aktuell schwierigen Situation, das Erlernen von Strategien um Wiederholungen bereits im Vorfeld zu vermeiden.
Kurzzeit-Psychotherapie
- Bearbeitung eines eng umgrenzten Symptoms oder Problems
- Einsicht in den eigenen Anteil daran und
- die unbewussten Hintergründe
Für die Kurzzeit-Psychotherapie wird meist ein Zeitraum von sechs Wochen geplant. Der Faktor „begrenzt zur Verfügung stehende Zeit" wird gezielt in das therapeutische Konzept eingebaut, dadurch kommen die individuellen Probleme schneller in die therapeutische Bearbeitung. Es geht um die Auseinandersetzung mit Trennung, Angst, Verlust und Trauer, aber auch Einsamkeit sowie Nähe- und Distanzregulierung.
Ziele der Kurzzeit-Psychotherapie:
- Stabilisierung des psychischen Zustandes
- Reduktion oder Beseitigung von Symptomen und Erleichterung des Leidens
- Vorbereitung auf Erkennen von problematischen und selbstschädigenden Verhaltensweisen
- Weiterführende ambulante Therapie
Standardtherapie
Bei chronischer Erkrankung, also wenn die Behandlung schon sehr lange besteht oder mehrere schwere Krankheitsbilder nebeneinander bestehen, kann eine Behandlung über sechs Wochen hinaus erforderlich sein, z.B. bei schweren Persönlichkeitsstörungen, psychotischen Erkrankungen, schweren posttraumatischen Belastungsstörungen oder gravierenden psychosomatischen Krankheitsbildern.
Was ist Konzentrationstrainig mit CogPack®?
Die Förderung der Konzentrationsfähigkeit erfolgt v.a. mit dem CogPack ® . Das CogPack ® ist ein Computerprogramm mit angepassten Abläufen, das 1985 entwickelt wurde. Mit dem CogPack ® soll die Aufmerksamkeit wiederhergestellt, kognitive Strukturen und Strategien etabliert werden. Ebenso sollen basale Arbeits- und Leistungstechniken geformt werden. Es enthält 62 Tests bzw. Übungsprogramme, die jeweils einer kognitiven Funktion zugeordnet sind. Das CogPack ® umfasst die gesamte kognitive Funktionsbereiche, die bei psychiatrischen Patienten beeinträchtigt sein können. Die Übungen können individuell für jeden Patienten eingestellt werden, z.B. indem sie im Aufgabenumfang angepasst oder im Schwierigkeitsgrad verändert werden.
Was ist Reittherapie?
Einmal wöchentlich findet die Reittherapie in Gruppen mit je 6 bis 8 Patienten statt. Grundsätzlich ist die Reittherapie für alle Patienten indiziert: Der Kontakt zu Pferden hilft besonders bei Kontakt- und Angststörungen, Misstrauen, bei Depressionen, Esstörungen und psychosomatischen Erkrankungen und vor allem bei Persönlichkeitsstörungen. Die Reittherapie wird von einer Diplom Sportwissenschaftlerin / Sport- und Reittherapeutin geleitet.
Sich selbst zu verstehen, die eigenen Gefühle spüren zu lernen und auch anderen wieder vertrauen, ist ein wichtiges Therapieziel für unsere Patienten. Im Rahmen der Reittherapie lernen sie nicht nur den Umgang mit den Pferden, striegeln, streicheln und reiten sie, sondern sie lernen, sich selbst und ihre Bedürfnisse zu spüren und zur Ruhe zu kommen. Soziales, verantwortungsbewusstes und fürsorgliches Verhalten gegenüber dem Pferd und der Gruppe wird entwickelt, der Umgang mit Grenzen, Verankertsein im Hier und Jetzt, Auseinandersetzung mit Ängsten und Stressbewältigung werden gefördert.
Was ist eine Traumatherapeutische Stabilisierungsgruppe?
Mit der traumatherapeutischen Stabilisierungsgruppe sollen Patienten unterstützt werden, die ein Trauma erlitten haben und im Selbst- und Weltverständnis erschüttert sind. Hier werden spezielle traumatherapeutische Stabilisierungstechniken vermittelt. Die Therapie ist indiziert für die Patienten, die aufgrund von Symptomen wie Flashbacks, dissoziativen Zuständen oder Alpträumen von den übrigen Therapien ohne Stabilisierung nur eingeschränkt profitieren würden.
Medizinische Massagen
Nach Empfehlung und Verordnung durch die Oberärzte oder auch die EinzeltherapeutInnen erhalten die PatientInnen eine medizinische Massage. Der therapeutische Effekt liegt in der Auswirkung auf das Körpergefühl, in der besseren Wahrnehmung der Körpergrenzen, dem positiven Erleben sich anzuvertrauen und sich überhaupt berühren lassen zu können. Dementsprechend sind die Indikationen für die Massage nicht ausschließlich auf muskuläre Verspannungszustände ausgerichtet.
Welche Funktion hat ein Haustherapeut?
Für viele Patienten ist der Aufenthalt in der Klinik in den ersten Tagen mit vielen Fragen und Unsicherheiten verbunden. Deshalb bestimmen wir noch vor der Aufnahme für jeden Patienten individuell einen Haustherapeuten, der bereits am Aufnahmetag für alle Fragen zur Verfügung steht und den Patienten mit den hausinternen Abläufen und Ansprechpartnern vertraut macht. Häufige Fragen an den Haustherapeuten sind z.B. der Behandlungsplan der Klinik, Namen und Funktionen der einzelnen Mitarbeiter, bekannt machen mit den zuständigen Therapeuten, Fragen nach den Essenszeiten, der Zimmergestaltung und Vieles mehr. Der Haustherapeut hat die Aufgabe, Fragen bezüglich der Therapie zu beantworten. Auch bei therapeutischen Problemen und Konflikten unterstützt der Haustherapeut und bietet klärende Gespräche mit dem Einzeltherapeuten bzw. dem diensthabenden Arzt an.
Was ist eine Fertigkeitengruppe?
Ziel des Fertigkeiten-Trainings ist die Verbesserung der sozialen Kompetenz im interpersonellen Kontakt, die bessere Wahrnehmung der eigenen Gefühle und der Gefühle anderer, Selbstmanagement i.S. der Erlernung eigener Coping-Strategien, um mit Stress oder Frustrationen besser umgehen zu können. Neben der Psychoedukation werden auch in regelmäßigen Abständen je nach Bedarf Rollenspiele, Wahrnehmungsübungen, Bewegungsübungen sowie Entspannungs- und Imaginationsübungen in diese Form der Therapie integriert. Je nach Situation bearbeiten die Patienten bestimmte Themen entweder während der Sitzung in Kleingruppen, alleine oder auch in Form von Hausaufgaben.
Wie werde ich auf die Entlassung vorbereitet?
Wir möchten, dass unsere Patienten die Klinik nach einem stationären Aufenthalt mit Vertrauen in ihre Stärke verlassen. Jede unserer Therapien zielt darauf ab, den Patienten nicht nur in der akuten Erkrankung unterstützen, sondern für den Alltag nach dem Klinikaufenthalt vorzubereiten. Dies gelingt uns, weil in unserem Behandlungsteam Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten: unsere Sozialarbeiter und Psychotherapeuten erarbeiten mit den Patienten Strategien für körperliche und soziale Stabilisierung und unterstützen die Patienten bei der Vorbereitung einer ambulanten Weiterbehandlung.
Diese Vorbereitung auf die Entlassung aus der Klinik erfolgt in verschiedenen Bereichen. In der von Sozialpädagogen und Milieutherapeuten geleiteten „Trennungsgruppe“ klären die Patienten ihre Lebensumstände. Hauptsächliche Themen der Trennungsgruppe sind die zukünftige Wohnsituation, die ambulante Weiterbehandlung, Aufbau oder Wiederherstellung eines sozialen Netzes und die Vorbereitung einer sinnvollen Tagesstruktur wie z.B. eine berufliche Tätigkeit oder eine Tagesstätte. Die Ablösung von der krank machenden Lebenssituation steht ebenfalls im Fokus. Wir möchten aber auch die gegenseitige Unterstützung der Patienten untereinander anregen und fördern.